Was ist "gestocktes Holz"?
Pilzmodifizierte Hölzer werden heute im deutschsprachigen Raum meist als „Gestocktes Holz“ und im Englischen als „Spalted Wood“ bezeichnet. Darunter fallen jede Form von farblichen Veränderungen, Bleicheffekte und die markanten Grenzlinien, die alle durch Baumpilze hervorgerufen werden. Aufgrund der unterschiedlichen Art und Weise, in der die holzverfärbenden Pilze im Holzsubstrat zusammenwirken, kann man die Erscheinungsformen in drei Kategorien unterteilen: Weißfäule, Pilzgrenzlinien und Holzverfärbungen.
Schon in alten Zeit entdeckt und verwendet
Schon seit dem 15. Jahrhundert nutzten Holzhandwerker die durch unterschiedliche holzverfärbende Pilze in toten oder auch lebenden Laubhölzern verursachten vielfältigen Farbausbildungen und verschlungenen Muster von Pilzgrenzlinien als dekoratives Element, zum Beispiel zur Gestaltung ihrer Intarsienarbeiten. Frühzeitig entdeckten auch die Drechsler und Bildhauer das ästhetische Potenzial der bizarren Pilzgrenzlinien von gestocktem Ahorn- und Buchenholz für ihre gedrechselten Gefäße oder Skulpturen.
Dann allerdings gerieten die durch lebende Organismen hervorgerufenen Farb- und Strukturveränderungen im Holz wieder in Vergessenheit. Erst in den letzten Jahrzehnten kam es im Kunsthandwerk und Möbeldesign zu einer Wiederentdeckung dieser früher als Holzfehler angesehenen Anomalien. Das Material wurde bei Holzgestaltern begehrt. Denn eines ist wichtig: Dieser spezielle Pilzbefall beeinträchtigt im ersten Stadium nur unwesentlich die Festigkeit des Holzes und kann bei niedrigen Holzfeuchtewerten nicht mehr weiterwirken.
Das Holz ist somit für eine Weiterverarbeitung geeignet.
Quelle: BM online 2018
Prof. Hans Michaelsen